Von der Berufsorientierung bis zum Ausbildungsabschluss – Kompetenzen fördern, Miteinander stärkenInterview
Die durch das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ eingerichteten Lokale Koordinierungsstellen (LOK) bilden bundesweit eine besondere Form des regionalen Übergangsmanagements. Sie sind sowohl am Oberstufenzentrum (OSZ) als auch in den kommunalen Strukturen vor Ort verankert. Gibt es Probleme in der Ausbildung, stehen sie als Lotsen vor Ort zur Verfügung und vermitteln Jugendliche, Lehrende, Eltern und Betriebe zu bestehenden Unterstützungsangeboten. Janett Mussel, Projektleiterin der Lokalen Koordinierungsstelle am OSZ OPR, berichtet über ihre Tätigkeit und das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“, das mit bedarfsorientierten Projekten dazu beiträgt, die Ausbildungsfähigkeit Jugendlicher zu stärken und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.
Wie merken Sie den demografischen Wandel am Oberstufenzentrum (OSZ)?
Der demografische Wandel zeigt sich in einer rückläufigen Zahl an Schülerinnen und Schülern. Das betrifft auch die Zahl der ausbildungsberechtigten Jugendlichen am OSZ Ostprignitz-Ruppin. Unternehmen stellen bereits jetzt in einigen Branchen einen Mangel an Nachwuchskräften fest. Zahlreiche Ausbildungsplätze bleiben aber nicht nur wegen der geringen Anzahl von Bewerberinnen und Bewerbern unbesetzt. Unternehmen finden teilweise keine passenden Bewerberinnen und Bewerber für ihre offenen Lehrstellen.
Der Landkreis nutzt das vom Land Brandenburg ins Leben gerufene Programm „Türöffner: Zukunft Beruf“ als ein Vorhaben zur Fachkräftesicherung. Ziel ist es, auf regionaler Ebene die Bildungsbeteiligung zu erhöhen und auch für die Zukunft zu sichern. Dies wird durch eine am Ort bestehende Kooperation von OSZ, Staatlichem Schulamt, Bundesagentur für Arbeit und dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin erreicht, die Synergien und die Bündelung von Ressourcen ermöglicht.
Im Programm „Türöffner: Zukunft Beruf“ geht es darum, die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf zu unterstützen. Was zeichnet die Arbeit des „Türöffners“ am OSZ aus?
Wir als Lokale Koordinierungsstelle (LOK) am OSZ Ostprignitz-Ruppin arbeiten gemeinsam mit den Lehrkräften zusammen und binden auch die Schülerinnen und Schüler bei der Umsetzung unserer Arbeit aktiv mit ein. Ziel unserer Arbeit ist, Jugendliche in ihrer Ausbildungsfähigkeit zu stärken und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.
Im Fokus steht vor allem die individuelle, soziale und methodische Kompetenzstärkung unserer hier am OSZ lernenden Auszubildenden. Voraussetzung für das Gelingen unserer Arbeit ist, dass die Jugendlichen in der LOK einen vertrauenswürdigen und zuverlässigen Partner sehen. Nur dann sind sie bereit, sich auf einen Unterstützungsprozess einzulassen.
Seit der Implementierung der LOK am OSZ im Jahre 2017 konnte diese Basis aufgebaut werden, um den Kontakt vor allem mit den Jugendlichen herzustellen, aufrechtzuerhalten und um sie erfolgreich bis zum Erreichen des Ausbildungsziels zu begleiten. Wir nehmen uns Zeit für die Jugendlichen, ihre Fragen und Bedürfnisse, wir nehmen uns aber auch Zeit für die Lehrkräfte des OSZ, um hier die Herausforderungen in der Ausbildung als Ganzes wahrzunehmen. Damit bieten wir unseren Auszubildenden in ihrer schulischen Ausbildung die optimale Begleitung, damit sie ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können.
Wie unterstützen Sie die Jugendlichen beim Übergang in die Ausbildung? Welche Themen sind in ihrer Wahrnehmung besonders wichtig?
Konzentrationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Teamfähigkeit sind die Bausteine für eine positive Entwicklung im privaten wie auch im schulischen Umfeld und um eine Ausbildung erfolgreich zu meistern. Die Förderung dieser persönlichen Kompetenzen sowie der respektvolle Umgang mit Mitmenschen sind sowohl für uns als Gesellschaft als auch für die Fachkräftesicherung von zentraler Bedeutung. Dafür organisieren wir Workshops, Trainings und Seminare, mit denen wir die Kompetenzentwicklung der Jugendlichen unterstützen.
Um diese Angebote für die Jugendlichen passgenau auszurichten, ermitteln wir als LOK am OSZ des Landkreises Ostprignitz-Ruppin die Bedarfe und Bedürfnisse der Jugendlichen zu ihren vorhandenen Soft Skills und werten diese mit dem Lehrpersonal gemeinsam aus. Wir unterstützen zum Beispiel Auszubildende dabei, wie ihnen eine bessere Kommunikation mit Kollegen und Kolleginnen oder Vorgesetzten gelingt. Wir haben auch festgestellt, wie wichtig erlebnispädagogische Teamtrainings oder Workshops zur gewaltfreien Lösung von Konflikten für die Jugendlichen sind. Auffallend ist das große Bedürfnis der Jugendlichen nach Workshops zu Stress- und Zeitmanagement sowie Seminaren zu Lernmethoden.
Bei den jungen Menschen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, steht die individuelle Berufsorientierung im Vordergrund. In Trainings werden Berufsperspektiven herausgearbeitet, Hilfen bei Bewerbungsschreiben gegeben sowie das Verhalten in Vorstellungsgesprächen und bei Betriebspraktika geübt.
Neben der Durchführung von Projekten wenden sich die Auszubildenden auch mit ausbildungstypischen Problemen an die LOK. Themen sind zum Beispiel Konflikte im Ausbildungsbetrieb, der Umgang mit angehäuften Überstunden, ausbildungsfremden Tätigkeiten oder schlechte Noten. Hier setzt die Arbeit der LOK bezüglich der Lotsenfunktion ein. Der Jugendliche wird direkt zu passenden Unterstützungsangeboten weitergeleitet. Ziel ist, den Jugendlichen bei der eigenverantwortlichen Lösung seines Problems zu unterstützen.
Sie sind ja nicht nur in Ihrer Lotsenfunktion für die Jugendlichen da, sondern sind im OSZ und im Landkreis gut eingebunden. Welche Aufgabe übernimmt die LOKim Netzwerk vor Ort?
Um einen regelmäßigen Austausch mit den regionalen Akteuren im Bereich Übergang Schule-Beruf zu gewährleisten, ist es erforderlich, über ein Netzwerk zu verfügen. Der Aufbau und die ständige Pflege von Netzwerkkontakten des „Türöffners“ sind eine wichtige Aufgabe, um den Jugendlichen bei ihren Problemen umgehend zu helfen und sie an lösungsorientierter Stelle weiterlotsen zu können.
Wir als LOK erstellen transparente Informationen über vorhandene Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Thematik Übergang Schule-Beruf von den und für die Akteure am Übergang Schule-Beruf sowie für die Jugendlichen und deren Eltern, Schulen und Betriebe. Die regionalen fachlichen Informationen der einzelnen Netzwerkakteure werden in gebündelter Form für Schulen im Landkreis als Serviceangebot von der LOK zur Verfügung gestellt. Zudem werden auf Basis des Netzwerkes Übersichten zu Betrieben, die Schülerpraktika und Ausbildungsplätze anbieten, auf der Homepage des OSZ sowie auf der des „Türöffners“ zur Verfügung gestellt. Durch den gemeinsamen Austausch im Netzwerk bauen wir unser Wissen zu Unterstützungsangeboten vor Ort immer weiter aus und können als regionaler Experte die Jugendlichen in ihrer Ausbildung zielführend und passgenau unterstützen.
Ziel des Projektes ist es, Jugendlichen beim Übergang von Schule–Beruf durch berufsbildende Maßnahmen am Lernort Oberstufenzentrum (OSZ) zu unterstützen. Die Lokale Koordinierungsstelle führt bedarfsorientierte Projekte durch, welche dazu beitragen sollen, die sozialen und personalen Kompetenzen der Jugendlichen zu verbessern.
Fährt der Bus? Wo gibt es Kultur? Werden Alteingesessene und Neulinge eine Gemeinschaft? - Brandenburg steht vor vielfältigen demografischen Herausforderungen. Damit ländliche Räume, Dörfer und Städte lebenswert bleiben, ist das Engagement vieler Menschen notwendig.
Rund 815.000 Menschen engagieren sich in Brandenburg für das Gemeinwesen. Der Anteil der Engagierten ist in den letzten 20 Jahren deutlich gewachsen und lag zuletzt stabil bei rund 37 Prozent.
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