In Deutschland sterben seit 1972 jedes Jahr mehr Menschen als geboren werden. Dieses Geburtendefizit wird in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich zunehmen.
In Deutschland wurden 2020 rund 770 000 Kinder geboren. Das sind 110 000 mehr als beim historischen Tiefstand der Nachkriegszeit im Jahr 2011. Allerdings gab es in den 1950er und 1960er Jahren stets mindestens eine Million Geburten pro Jahr – bei einer weitaus kleineren Bevölkerungszahl. Das kinderreichste Jahr war 1964 mit rund 1,36 Millionen Geburten. Damals bekamen Frauen – gemessen an der zusammengefassten Geburtenziffer – durchschnittlich 2,53 Kinder. Nach dem sogenannten „Pillenknick“ schwankte die Geburtenhäufigkeit ab Mitte der 1970er Jahre jahrzehntelang um den Wert von 1,4. Nach 2014 ist sie deutlich gestiegen und beträgt heute wieder 1,53 Kinder je Frau. Zur relativ hohen Geburtenzahl der letzten Jahre trägt aber auch bei, dass aktuell vergleichsweise viele Frauen im gebärfähigen Alter sind.
Den Geburten standen 2020 fast 990 000 gestorbene Menschen gegenüber. Das sind 130 000 mehr Sterbefälle als zehn Jahre zuvor. Bereits um das Jahr 1970 gab es einige Jahre mit ähnlich vielen Sterbefällen. Die Sterbewahrscheinlichkeiten sind in den letzten Jahrzehnten gesunken und die Lebenserwartung ist entsprechend kontinuierlich gestiegen. Die Zahl der Sterbefälle wächst dennoch in Folge der zunehmenden Alterung der geburtenstarken Jahrgänge.
Die Differenz aus Geburten und Sterbefällen wird als natürlicher Saldo bezeichnet. In den 1950er und 1960er Jahren wurden bis zu 490 000 mehr Menschen geboren als gestorben sind. Seit 1972 verzeichnet Deutschland jedoch stets mehr Sterbefälle als Geburten. Das ist weltweit der früheste Zeitpunkt für ein dauerhaftes Geburtendefizit. Im Jahr 2020 betrug das Geburtendefizit rund 210 000 Personen. Dieses wurde allerdings durch den etwa gleich hohen Wanderungssaldo ausgeglichen, so dass die Bevölkerungszahl konstant blieb.
Für die Zukunft wird ein steigendes Geburtendefizit erwartet, bedingt durch eine sinkende Zahl an Geburten und immer mehr Sterbefälle. Die 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung kommt unter der Annahme einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Zuwanderung zu dem Ergebnis, dass der natürliche Saldo bis 2050 auf unter –400 000 pro Jahr abnehmen könnte. Das Geburtendefizit übersteigt dann bei weitem die vom Statistischen Bundesamt erwartete Zuwanderung. Die Bevölkerung Deutschlands wird daher langfristig immer stärker schrumpfen.
Deutschland gehört seit den 1970er Jahren zu den Ländern mit einem sehr niedrigen Geburtenniveau. Zuletzt hat sich die zusammengefasste Geburtenziffer auf einem leicht höheren Niveau stabilisiert.
Seit den 1950er Jahren ziehen meist mehr Menschen aus dem Ausland nach Deutschland als umgekehrt fortziehen. Seinen Höhepunkt erreichte der Außenwanderungssaldo 2015 mit einem Wanderungsgewinn von über einer Million Personen.
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