Gute Praxis in DeutschlandNeue Nachbarn Arnsberg
Stadt Arnsberg in Nordrhein-Westfalen
Die Mitglieder der „Neuen Nachbarn Arnsberg“ mit Bürgermeister Hans-Josef Vogel bei der Preisverleihung des Wettbewerbs „Deutschland – Land der Ideen“ im Jahr 2016, Quelle: Thora Meißner
- Ausgangslage
Die Stadt Arnsberg im Sauerland mit knapp 74.000 Einwohnern hat bis Ende 2016 mehr als 1.200 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern aufgenommen. Für viele von ihnen stellt die Alltagsbewältigung nicht nur aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten, sondern auch durch die für sie fremden, formellen Strukturen eine große Herausforderung dar. Zahlreiche Organisationen wie Caritas, Diakonie und verschiedene Freundeskreise unterstützten die Neuankömmlinge und riefen bei einigen Flüchtlingen den Wunsch hervor, selber aktiv zu werden.
- Ziele
- sich als Flüchtling engagieren und auf die in Deutschland erfahrene Hilfsbereitschaft reagieren
- „rausgehen und anpacken“: die Integration der Neuankömmlinge in Arnsberg durch Selbstorganisation und Selbsthilfe vereinfachen
- einen direkten Dialog und Austausch zwischen Stadtverwaltung und Flüchtlingen fördern
- den Mitflüchtlingen das Einleben und Erlernen der deutschen Sprache und das Verstehen der Strukturen der Stadt erleichtern, um sich beruflich orientieren und die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können
- Konzept
Die Mitglieder der Initiative „Neue Nachbarn Arnsberg“ (NAA), einst selber als Geflüchtete nach Deutschland gekommen, engagieren sich als Ansprechpartner für andere Flüchtlinge. Die NAA haben ein eigenes Büro in der Stadtverwaltung und bilden somit eine Verbindung zwischen Kommune und Flüchtlingen, aber auch eine Anlaufstelle für zahlreiche praktische Fragestellungen. Die Sprechstunde findet an jedem Werktag statt und wird von den ehrenamtlichen Mitgliedern reihum abgehalten.
- Aktivitäten und Ergebnisse
- Die Initiative „Neue Nachbarn Arnsberg“ wurde Ende 2015 durch Moneer Al-Shikh mit sieben Mitgliedern gegründet.
- Zu den Aktivitäten der Initiative gehören Übersetzungen, Vermittlung von Sprachkursen, Hilfe beim Ausfüllen von Papieren, Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen sowie Hilfe bei Umzügen. Hierfür werden Möbel von Arnsberger Bürgern eingesammelt und für die Einrichtung der neuen Wohnungen zur Verfügung gestellt.
- Täglich kommen etwa 10 bis 15 Personen in die Sprechstunde der Initiative.
Mittlerweile hat die Initiative NAA rund 40 Mitglieder, die in mehreren Gruppen, auch gemeinsam mit Deutschen, aktiv sind:
- Frauengruppe
- Kindergruppe
- Fußball- und Tischtennismannschaften
- Gruppe „Frauen aufs Rad“, die Flüchtlingsfrauen mit gespendeten Fahrrädern mobiler machen will
- Gruppe „Mein deutscher Opa“, die regelmäßig Senioren in Altenheimen besucht, um mit ihnen spazieren oder einkaufen zu gehen und gleichzeitig ihre Deutschkenntnisse zu verbessern
- Für die Zukunft sind weitere Gruppen etwa zum gemeinsamen Musizieren und Kochen in Planung, außerdem eine Kooperation mit UNICEF, um die „Nachbarn“-Initiative in andere Städte der Umgebung auszuweiten.