Ein gutes Leben im ländlichen Raum braucht Orte der Begegnung. Sie sind eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und fördern Eigenverantwortung und Mitgestaltung der zivilgesellschaftlichen Akteure.
In der heutigen Zeit, wo Infrastruktur im ländlichen Raum immer dünner wird, ist mehr denn je das Eigenengagement vor Ort gefordert. Es kann die Aufgaben der Daseinsvorsorge nicht übernehmen oder kompensieren, wohl aber unterstützen und begleiten.
Gleichzeitig stehen viele ehemalige Zentren öffentlichen Lebens im ländlichen Raum leer: Gasthöfe, Kulturhäuser, Schulen, Bahnhöfe. Sie sind Teile der Ortsgeschichte und erhaltenswert.
Ziele
Erhalt des ehemaligen Erlauer Bahnhofsgebäudes an der noch intakten Regionalstrecke Riesa-Chemnitz durch Umnutzung zum Generationenbahnhof
Langfristige Refinanzierung der Investitionen durch Mieteinnahmen
Nutzungskonzept unter dem Motto „Bürger und Profis Hand in Hand“ entwickeln: Bürgerschaftliches Engagement und professionelle Dienstleistungen sind unter einem Dach vereint und unterstützen sich gegenseitig
Sicherung der Versorgung im Ort durch Angebote im Bereich Pflege älterer Menschen und Medizin – längeres Leben in vertrauten Strukturen im Alter möglich
Intensivierung des Bürgerengagements im Ort für gute Lebensbedingungen und Selbstwirksamkeit – Räume und Inspiration für Aktivitäten und Miteinander bieten
Konzept
Mit der Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Erlauer Bahnhofsgebäudes zum „Generationenbahnhof Erlau“ ist ein neues Ortszentrum entstanden. Der öffentliche Anlaufpunkt für aller Einwohner des Ortes und der Region bietet verschiedene Unterstützungsangebote und vielfältige Möglichkeiten, sich einzubringen und selbst aktiv zu werden.
Das Nutzungskonzept mit einem Mix aus Bürgerengagement und professionellen Dienstleistungsangeboten macht den Generationenbahnhof zu einem Mehrfunktions- und Mehrgenerationenhaus. Für Erlau eine „Win-Win-Situation“: Das circa 15 Jahre leerstehende, ortsbildprägende, identitätsstiftende Gebäude des alten Bahnhofes aus den 1890er Jahren konnte erhalten werden. In die alten Mauern zogen eine Seniorentagespflege und eine Zahnarztpraxis ein – Nutzungen, die heute und perspektivisch im Bereich Pflege und Medizin Versorgungssicherheit bieten. Mit dem „Bürgerbereich“ sind Räumlichen entstanden, in denen sich die Erlauer treffen, gemeinsam feiern, Wissen austauschen, werkeln, mit- und voneinander lernen – eine „Werkstatt des guten Lebens“. Wir organisieren eine breite Palette an Angeboten im Bereich Freizeit, Bildung, Kultur – orientiert an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Einwohnerinnen und Einwohner.
Das Projekt entstand aus der Bürgerschaft heraus – bereits seit den 2000er Jahren gab es Bemühungen um den Erhalt des Gebäudes. Initialzündung für die „Rettung in letzter Minute“ war eine studentische Entwurfsstudie: Die Visualisierungen zeigten auf, welche Möglichkeiten und Potentiale das Gebäude für die Zukunft des Ortes bietet. Die Gemeinde selbst stellte sich der großen Herausforderung, erwarb das Areal und kümmerte sich um die Sanierung. Der neu gegründete Verein Generationenbahnhof Erlau e.V. verantwortete die Projektentwicklung und sorgte dafür, dass von Beginn an alle Partner gleichberechtigt und auf Augenhöhe an der Umsetzung beteiligt waren. Fünf Jahre nach den ersten Skizzen der Studierenden konnte der Generationenbahnhof Erlau im Sommer 2017 feierlich eröffnet werden.
Aktivitäten und Ereignisse
2012/2013: studentische Entwurfsstudie – Ideen für das Bahnhofsareal mit Studierenden der TU Dresden (Fakultät Architektur + Landschaftsarchitektur)
2013: Gründung einer Interessengemeinschaft zum Erhalt des Gebäudes
2014: Votum der Gemeinde / Beschluss zum Kauf des Gebäudes und Start der Planungen
2014: Gründung Verein Generationenbahnhof Erlau e.V. als Projektpartner für alle nichtinvestiven Belange
2015: Bauantrag, Fördermittelbeantragung, frühzeitige intensive Einbeziehung der späteren Mieter und Nutzer in den Prozess
2019: Sächsischer Bürgerpreis in der Kategorie Demokratie
2019: 3. Preis beim Sächsischen Landeswettbewerb Ländliches Bauen in der Kategorie Öffentliche Bauten
Finanzierung
Bauliche Sanierung: Eigenmittel der Gemeinde, Darlehen der Gemeinde, LEADER-Förderung.
Projektentwicklung und Förderung bürgerliches Engagement: 2015–2017: Programm „Neulandgewinner“ der Robert-Bosch-Stiftung; 2017–2020: BLE Modellvorhaben „Regionalität und Mehrfunktionshäuser“; 2022–2024: LEADER-Förderung Vernetzungs- und Koordinatorenstelle
Beteiligte
Gemeinde Erlau (Gebäudeeigentümer und Bauherr), Generationenbahnhof Erlau e.V., Dienstleistungsunternehmen als Mieter im Generationenbahnhof (Pflegeanbieter, Zahnarzt)
Im ROWI Stadtbüro als Anlaufstelle für alle Generationen können sich besonders ältere Bürgerinnen und Bürger niedrigschwellig mit Beratungsanliegen an die Mitarbeiterinnen wenden oder vom abwechslungsreichen Veranstaltungsangebot profitieren.
Das Café kaputt ist seit 2014 ein Austauschort für Umwelt und Reparatur. Rund 30 Reparaturhelferinnen und Reparaturhelfer unterstützen wöchentlich in barrierefreien Reparatursprechstunden.
Mit der Förderrichtlinie Demografie unterstützt der Freistaat Sachsen vor allem in den ländlichen Regionen jedes Jahr Projekte, die dazu beitragen, den demografischen Wandel vor Ort zu gestalten.
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